Abgasnormwerte

25.10.2015 19:45

VW ist derzeit in aller Munde. Der Konzern hatte sich mit einem genialen Marketingcoup auf sämtliche Titelblätter und in alle Schlagzeilen gebracht, angesichts des konkurrierenden Immigrantenstromes eine aussergewöhnliche Leistung. Selbst die Nordkoreaner und die Stoasteirer kennen jetzt diese Automarke.

 

Also habe ich mir gedacht, so ein Auto musst du haben. Es ist ja unglaublich, wenn so ein Vehikel am Prüfstand nur 1/40 der sonst so üblichen Abgaswerte hat. Nichts wie hin zum nächsten Händler, dort sind eh schon etliche Schnäppchen herum gestanden und ich hab´ gleich das erstbeste erstanden. Ach, der hat mir wirklich gefallen, knallrot wie ein Ferrari und „Golfi“ heißt er. Es war Liebe auf den ersten Blick.

 

Naja, die Nummertaferl waren bald montiert und dann bin ich los. Weit bin ich nicht gekommen, da haben´s mich von hinten schon angehupt. Jaja, hab´ ich mir gedacht, jetzt frisst euch der Neid und hab´ gleich ein bisserl mehr Gas gegeben. Trotzdem hat mich auf einmal einer überholt, hat dabei ganz wild gehupt und mit dem Finger nach hinten gezeigt. Als ob ich nicht wüsste, dass hinter mir noch ein paar andere fahren. Leicht gestört, hab ich mir gedacht.

 

Wir haben uns jedenfalls nicht aus der Ruhe bringen lassen, ich und mein „Golfi“, und wir sind fröhlich weiter geknattert, schließlich durch das Stadtgebiet von Kapfenberg. Hinter mir hör´ ich ein Folgetonhorn, nein, es sind gleich mehrere gewesen. Na, da muss ja ein ordentlicher Unfall gewesen sein, wenn gleich alle auf einmal ausrücken, Rettung und Polizei. Das Tatti Tatta kommt näher. Kurz darauf überholt mich ein Kieberer mit Blaulicht, wachelt mit einer Kelle herum und deutet mir, ich soll an den Rand fahren.

 

Leicht genervt bin ich jetzt schon gewesen. Schließlich will ich heim und meiner Frau ganz stolz meinen supertollen nigelnagelneuen „Golfi“ zeigen. Glauben die Bullen etwa, ich bin besoffen? Oder gar ein Schlepper? Zwei steigen vorne aus und kommen mit strenger Miene auf mich zu. „San Se deppert“, schreit einer mich gleich an, „Se vergasn jou des gaunze Mürztoul. Foufzig Leit houbn´s schou mit Atembeschwerdn ins Kraunkenhaus fian miassn!“

 

Jetzt schau ich doch einmal zurück. Tatsächlich, über dem Europaplatz liegt eine graublaue Wolke, die ganzen Leut´, die auf dem frequentierten Platz herum rennen, halten sich Taschentücher vor die Nase und husten vor sich hin. Ein Dackel, der mit seinem Frauerl bei der Ampel gewartet hat, streckt jetzt alle Viere von sich und das Frauerl hockt neben ihm am Boden, schluchzt, beutelt ihn verzweifelt und hustet auch pausenlos.

 

Die Polizisten haben inzwischen beim „Golfi“ hinten und vorne die Nummertaferl abmontiert. Ich muss aussteigen und sie deuten mir, dass ich hinten in ihr Polizeiauto einsteigen soll. So ein Mist, denke ich mir noch, jetzt komm ich auch noch zu spät zum Kaffeetscherl. Da, wo ich mich hinsetzen muss, ist alles vergittert. Irgendwie könnt ich es mir gemütlicher vorstellen. Bei der Wachstube haben´s mich dann wieder heraus geholt.

 

Eine junge Politess empfängt mich, „Se sand heit schoun der ouchtazwanzigste. De Feinstaubwerte im Mürztoul houb´n de Toleraunzgrenze inzwischen ums 400fouche überschrittn. Auch de Stickoxidkounzentration is inzwischn lebensbedrouhlich wordn.“ Sie schreibt ein langes Protokoll, das dauert ewig, das Kaffeetscherl kann ich vergessen. Aber dann hat sie´s doch geschafft. Ich muss unterschreiben, dass mein gerade erst erstandener „Golfi“ konfisziert wird und dann teilen sie mir noch mit, dass eine Anzeige wegen massiver Umweltverschmutzung, wegen tausendfacher schwerer Körperverletzung und wegen Tierquälerei mit tödlichem Ausgang (Dackel) erstattet wird. Ich bin am Boden zerstört. Meine Frau muss mich jetzt abholen kommen, mit ihrem Japaner.

Bildquelle: heute-show.de