Arbeiter in US-Geflügelindustrie müssen Windeln tragen
14.05.2016 00:00ORF.at, 14.05.2016: Die Menschenrechtsorganisation Oxfam prangert die Arbeitsbedingungen in der US-Geflügelindustrie an. Einer „überwältigenden Mehrheit“ der 250.000 Arbeiter werde der Gang auf die Toilette verweigert.
Manchen werde sogar mit Kündigung gedroht, sollten sie Pausen fordern, heißt es in einem Bericht von Oxfam USA. „Die Arbeiter erleichtern sich, wenn sie am Fließband stehen. Sie tragen Windeln bei der Arbeit.“
Gesundheitliche Probleme
Die fehlenden Pausen führten dazu, dass die Beschäftigten zu wenig essen und vor allem trinken, was zu gesundheitlichen Problemen führen könne. Oxfam zitierte Beschäftigte der großen US-Konzerne Tyson Foods, Perdue Farms, Pilgrim’s Pride und Sanderson Farms, die insgesamt rund 100.000 Arbeiter beschäftigten und einen Marktanteil von 60 Prozent haben.
Weniger als zwei Klopausen pro Woche
Im US-Bundesstaat Alabama seien 266 Arbeiter von der Organisation Southern Poverty Law Center befragt worden. Vier von fünf hätten ausgesagt, sie dürften nicht zur Toilette gehen, wenn sie müssten.
Eine Befragung von Arbeitern in Minnesota habe ergeben, dass 86 Prozent weniger als zwei Toilettenpausen pro Woche hätten. Nur in Unternehmen, wo es Betriebsräte gebe, dürften die Beschäftigten dann aufs Klo gehen, wann sie wollten. Das seien rund ein Drittel der Firmen.
Bildquelle: kurier.at
Kommentar:
Solche Nachrichten erinnern an die dunklen Zeiten der ersten industriellen Revolution im 19. Jahrhundert, als Millionen Arbeiter geschunden wurden, zu Hungerlöhnen unter gesundheitschädlichen Bedingungen lange Arbeitstage schuften mussten und auch nicht alt wurden. Heute haben wir Gewerkschaften, die für die Arbeiter und Angestellten humane Arbeitsbedingungen erkämpft haben. Zwar erwarben sich Gewerkschaftsfunktionäre den Ruf, satte und abgehobene Interessensvertreter geworden zu sein, aber die Verdienste gewerkschaftlicher Tätigkeit kann das auch nicht schmälern.
Arbeiter in den USA erhebt euch und kämpft für eine menschenwürdige Arbeitswelt!