Erdogan verteidigt Säkularismus in der Türkei

26.04.2016 00:00

Bildquelle: www.kidstreff.ch

ORF.at, 26.04.2016: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich von den Aussagen des türkischen Parlamentspräsidenten distanziert und den in der Verfassung festgeschriebenen Säkularismus in seinem Land verteidigt. Der Staat solle gegenüber allen Religionen dieselbe Distanz haben, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Erdogan heute bei einem Besuch in Zagreb.

Der türkische Parlamentspräsident Ismail Kahraman hatte zuvor eine religiöse Verfassung gefordert. „Wir sind ein muslimisches Land. Als Konsequenz müssen wir eine religiöse Verfassung haben“, hatte er gestern laut Nachrichtenagentur Anadolu bei einer Konferenz in Istanbul gesagt.

Erdogan: Nur persönliche Sichtweise

Erdogan betonte in Zagreb, es habe sich um Kahramans persönliche Sichtweise gehandelt. Wie Erdogan gehört auch der Parlamentspräsident der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) an. „Meine Position dazu ist bekannt (...) Der Staat sollte zu allen Religionen dieselbe Distanz wahren (...). Das ist Laizismus“, erklärte der türkische Präsident.

Kahramans Äußerungen hatten zu heftigen Protesten vor dem Parlament in Ankara geführt, die von der Polizei mit Tränengas aufgelöst wurden. Auch der Parlamentspräsident selbst hatte seinen Äußerungen danach als „persönliche Ansichten“ bezeichnet.

Kommentar:

Das hat mich überrascht. Dass Erdogan an einer laizistischen Türkei festhalten will, hätte ich nicht gedacht. Ich war davon überzeugt, dass er die Türkei, so wie es der Parlamentspräsident gefordert hatte, mittelfristig in einen islamischen Staat transformieren will. Naja, selten aber doch gibt´s ein positives Betthupferl.