Impfpflicht?

17.05.2020 00:00

Im aktuellen Wochenrückblick auf Servus TV erkor sich „Der Wegscheider“ das Thema Impfen und damit auch Bill Gates, der (aus dem Zusammenhang gerissen) in einer Diskussion davon sprach, dass durch die Impfung (wobei nicht einmal erwähnt wird, welche) bei einem(!)  von 10.000 Geimpften „sideeffects“ (= Nebenwirkungen) auftreten können, in Summe 700.000.  Wie ich es ansonsten nur vom ORF & Co. gewohnt bin,  wurden sodann im Kommentar sehr tendenziös und in der Sache falsch diese „sideeffects“ mit dauerhafter Behinderung oder sogar Tod gleichgesetzt.

Unreflektiert und oberflächlich, wie viele Menschen leider halt denken, schreckt diese Zahl natürlich viele, wie es auch mit den Angstparolen von 100.000 COVID-19-Toten der Fall war. Für Impfgegner natürlich „Wasser auf die Mühlen“, die genauso unreflektiert ihre Thesen verbreiten und für Argumente gar nicht zugänglich sind.

Nur wie ist das mit den „side effects“ gemeint?  Keineswegs dauerhafte Behinderungen und Tod, sondern das schließt leichte lokale Reaktionen an der Einstichstelle genauso mit ein wie leichte allgemeine Nebenwirkungen wie eine vorübergehende Temperaturerhöhung oder Kopfweh oder Schwitzen und alles Mögliche. Schwerwiegendere Nebenwirkungen einschließlich allergischer Reaktionen können natürlich auftreten, jedoch viel seltener. Verschwindend wenige.

Bill Gates bezieht sich mit der Zahl 700.000 auf die gesamte Weltbevölkerung von 7 Mrd. und gemeint sind überwiegend leichte Nebenwirkungen und nur in den wenigsten Fällen schwere Komplikationen. Das ist ja auch der Grund, warum es dauert, bis ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Jeder neue Impfstoff muss zuerst auf seine Verträglichkeit und Sicherheit getestet werden.

Impfen sollte grundsätzlich auf freiwilliger Basis erfolgen und das wird in aller Regel auch so gehalten. Es wird versucht, die Leute von der Sinnhaftigkeit zu überzeugen. Zudem konnte zuletzt beobachtet werden, dass die Impfrate bei der Influenza Impfung erkennbar stieg, als COVID-19 bei uns ausbrach. Was so viel heißt, dass bedrohlich erscheinende Ereignisse viele Menschen nachdenken und dann doch handeln lassen. Ob´s nun logisch ist oder nicht.

Mit dem Ausbruch der globalen COVID-19-Pandemie wurde die Weltwirtschaft in weiten Bereichen lahm gelegt mit resultierendem enormen Schaden. Und es wird fieberhaft nach Medikamenten und Impfstoffen geforscht. Wobei nur dann das Virus in die Schranken gewiesen werden kann, wenn eine Durchimpfungsrate von zumindest 70% und damit eine Herdenimmunität erreicht wird. Wenn das freiwillig funktioniert, wäre das toll. Wenn aber dieses Ziel auf freiwilliger Basis unerreichbar ist, glauben da wirklich Leute, dass noch einmal alles runter gefahren wird, nur weil sie sich nicht impfen lassen wollen?

Individuelle Freiheit ist in unserer Gesellschaft ein hohes Gut und wird vielfach über gesellschaftliche Interessen gestellt. Das ist nicht überall so (siehe China). Es können aber Situationen eintreten, in der das gesellschaftliche Interesse so schwerwiegend wird, dass die Freiheit des einzelnen untergeordnet werden muss. Grenzenlose Freiheit kann es in keiner Gesellschaft geben.