Monoklonale Antikörper – High Tech Revolution in der Medizin

04.10.2016 00:00

Sie eröffnen völlig neue Möglichkeiten in der Behandlung vieler Erkrankungen

Bildquelle: plasmozytom.info

Monoklonale Antikörper sind Antikörper, also immunologisch aktive Proteine, die von einer Zelllinie (Zellklon) produziert werden und die sich selektiv gegen ein einzelnes Epitop richten. Eine physiologisch (natürlich) vorkommende Immunantwort gegen ein in den Körper eingedrungenes Antigen ist dagegen stets polyklonal und richtet sich z. B. gegen viele verschiedene Epitope auf einem Bakterium. Das Prinzip der Herstellung monoklonaler Antikörper wurde 1975 von César Milstein, Georges Köhler und Niels Jerne publiziert, die dafür im Jahr 1984 den Nobelpreis für Medizin erhielten. Die Freihandelsnamen aller monoklonalen Antikörper tragen das Suffix „…mab“, was für „monoclonal antibody“ steht.

Hat man diese monoklonalen Antikörper ursprünglich ausschließlich gentechnisch über Zelllinien von Mäusen produziert, so ist die heutige Technik das sogenannte Phagen-Dysplay zur Klonierung humaner Antikörper

(Quelle: Wikipedia).

Einer der ersten verfügbaren monoklonalen Antikörper war NATALIZUMAB, womit seit 2004 Multiple Sklerose mit Schüben und auch die entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn erfolgreich behandelt werden kann.

RITUXIMAB war bereits ab 1998 verfügbar, zuerst zur Behandlung von malignen Lymphomen, später auch von der Rheumatoiden Arthritis, der Idiopathischen thrombozytopenischen Purpura und der Neuromyelitis optica (eine immunologische Erkrankung verwandt mit der Multiplen Sklerose).

ALEMTUZUMAB war der erste humanisierte Antikörper und ist eine weitere hochwirksame Substanz zur Behandlung der Chronisch lymphatischen Leukämie und auch der schubförmigen Multiplen Sklerose.

Mit der bevorstehenden Zulassung von DACLIZUMAB wird ein weiteres hochwirksames Medikament zur Behandlung der Multiplen Sklerose verfügbar sein.

Das gilt auch für OCRELIZUMAB, womit erstmals auch die schublose Form der Multiplen Sklerose effizient behandelbar sein wird.

ERENUMAB ist derzeit in der finalen Erprobung für die Behandlung von Migraine.

Ein vermutlich bald bevorstehender Durchbruch in der erfolgreichen Behandlung der Alzheimer Demenz wird ADUCANUMAB sein. Die Studiendaten sind sehr erfolgversprechend. Die bisherigen Medikamenten dafür waren nur wenig oder gar nicht wirksam.

Nachdem es seit wenigen Jahren Alternativen zur Blutverdünnung mit Sintrom und Marcoumar in Form sogenannter direkter oraler Antikoagulatien gibt, wurde nun auch ein monoklonaler Antikörper entwickelt, um eventuelle Blutungskomplikationen rasch und effizient stoppen zu können: IDARUCIZUMAB.

TEPLIZUMAB wird derzeit erprobt in der Behandlung des sogenannten Typ-I Diabetes mellitus (eine Form der Zuckerkrankheit mit autoimmunologischer Ursache).

Ein noch nicht benannter monoklonaler Antikörper mit dem Code CA33 verspricht künftig eine weitere effektive Option in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“).

Die Verträglichkeit ist allgemein gut, Risiken in Form möglicher Komplikationen gibt es natürlich und sehr teuer sind sie alle.

Die oben genannten sind nur eine sehr unvollständige Auflistung an „–mabs“, die inzwischen entwickelt wurden, mit sehr verschiedenen Ansatzpunkten, um bei sehr vielen verschiedenen Krankheiten eingesetzt werden können. Hunderte sind es inzwischen geworden, nicht alle haben die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt oder waren mit einem zu hohen Risiko verbunden.

Im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten sind sie allerdings ein Quantensprung in eine Zukunft mit noch effektiveren Behandlungsmöglichkeiten.