Wien. Mit Anfang Mai wird Gernot Rainer nicht mehr als Lungenfacharzt im Wiener Otto-Wagner-Spital arbeiten. Der befristete Dienstvertrag des Gründers und Obmanns der Ärztegewerkschaft Asklepios mit österreichweit 1800 Mitgliedern wird nicht verlängert. Schriftliche Begründung des Krankenanstaltenverbundes (KAV): Der 37-Jährige habe sowohl in Sachen „Identifikation mit den Gesamtinteressen der Stadt Wien“ als auch bei der „Identifikation mit den Gesamtinteressen der Dienststelle“ eine „ausdrücklich negative Beurteilung“ (siehe Faksimile). Rainer hatte in der Vergangenheit wiederholt Kritik an Personal- und Leistungsreduktionen und gegen den Willen der Belegschaft eingeführten Schichtdiensten durch den KAV geübt.
Bestnoten in Dienstzeugnis
Unterschrieben ist die Mitarbeiterbeurteilung vom Abteilungsvorstand Otto Burghuber und der ärztlichen Direktorin des Otto-Wagner-Spitals, Barbara Hörnlein, der Ehefrau von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ).
Bemerkenswert: Im von Burghuber unterzeichneten Dienstzeugnis wurden Rainer in fast allen Punkten Bestnoten gegeben. So seien seine Fachkenntnisse „umfassend und über das eigene Aufgabengebiet hinausgehend vorhanden“.
Begründung für die Nichtübernahme des Arztes im Otto Wagner-Spital / Bild: Faksimile
Auch die Lernbereitschaft sei „in hohem Ausmaß“ gegeben. Er gehe „aktiv auf die physischen und psychischen Bedürfnisse der Patienten ein“. Zudem sei eine „überdurchschnittliche Belastung möglich“, und er habe ein „ausgeprägtes analytisches Denkvermögen“ sowie einen „sicheren Blick für das Wesentliche“.
Noch brisanter: Erst vor zwei Monaten erging ein Antrag auf 13 zusätzliche ärztliche Dienstposten für seine Abteilung an den KAV. Mit dem Argument, dass mit der Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes „ein Ungleichgewicht zwischen erforderlicher Ärztearbeitszeit und vorhandenen Zeitressourcen“ bestehe. Um in weiterer Zukunft „einen ordnungsgemäßen Betrieb der Abteilung zu gewährleisten, ist eine Erhöhung des ärztlichen Personalstandes unumgänglich“.